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Stresstest auch für die Natur der Heideterrasse: Corona und Dürre im Frühjahr 2020

Seit Mitte März hat es nun nicht mehr geregnet im Rechtsrheinischen. Eine schwierige Situation für viele Tiere der Wahner Heide und im Königsforst, wie Frösche und Molche, denn ihre Laichtümpel und Pfützen sind ausgetrocknet.

Feuersalamander-Larve. In einem Graben am Steinbruchsweg im Königsforst, 06.04.2020
Feuersalamander-Larve. In einem Graben am Steinbruchsweg im Königsforst, 06.04.2020
© Justus Siebert
Mehrere Wochen im Frühjahr ohne Regen auf der rechtsrheinischen Heideterrasse (dazu zählen u.a. Wahner Heide, Königsforst und Lohmarer Wald) hat es zwar auch in den letzten Jahren schon gegeben. Das ist dann wohl dem Klimawandel zuzurechnen. Bleibt aber eine Herausforderung für viele Tiere, die jetzt im März / April mit Niederschlag gerechnet haben. Das sind insbesondere Amphibien, Teichfrösche, Teich- und Bergmolche, deren kleine Tümpel und Pfützen nun trocken liegen. Paarungsgeschehen und Laichperiode verschoben, auf den Mai, der ja der eigentliche Höhepunkt der Laichzeit ist. Aber dann muss es halt im Mai, möglichst anfangs, mal kräftig regnen, und nicht nur ein bisschen. Insofern alles noch nicht ganz so schlimm, aber eben stressig für die Tiere.

Feuersalamander: der kleine Unterschied zwischen Bach und Graben

Ausgewachsener Feuersalamander im Königsforst
Ausgewachsener Feuersalamander im Königsforst
© Justus Siebert
Tragisch ist die Situation eher für diejenigen, die schon frühzeitig mit dem Ablaichen begonnen hatten, in kleineren Gewässern. Deren Nachwuchs ist mit dem Austrocknen dieser Gewässer gestorben, oder steht kurz davor. Das gilt vor allem für den Feuersalamander z.B. im Königsforst: Da gibt es jene, die ihre Larven im Februar / März traditionell in klaren Bächen abgelaicht haben, wie dem Giesbach oder den Kurtenwaldbach, wie es sich für einen Feuersalamander gehört. Diesen Larven geht es gut, die Bäche führen noch genug Wasser, und mit den sonnigen warmen Wochen haben sie sich sogar schneller entwickeln können.

Da gibt es aber auch jene Salamander-Weibchen, denen der Weg zum nächsten Bach evtl. zu weit war, und haben in alternativen Gewässern, den Entwässerungsgräben entlang der Wege, abgelaicht. Aus Salamander-Sicht sind das auch irgendwie Bäche, nur führen die weniger Wasser, und wenn der Regen ausbleibt, irgendwann gar keines mehr. Und dann droht ihnen der Trockentod, denn als Kiemenatmer haben die Larven auch im feuchten Schlamm keine Überlebenschance.

Frösche und Molche

Resttümpel in einem Graben am Steinbruchsweg, Königsforst. Beim näheren Hinsehen...
Resttümpel in einem Graben am Steinbruchsweg, Königsforst. Beim näheren Hinsehen...
© Justus Siebert
Selbiges gilt für die Kaulquappen des Grasfrosches. Der laicht, meist schon Ende Februar, in fast jedem Gewässer ab, von großen Teichen bis kleinen Pfützen. Die Quappen im Rather Weiher sind nicht vom Vertrocknen bedroht, eher vom Gefressen werden durch die Fische (Forellen, Barsche) dort. Dieses Problem haben die Quappen in den Gräben, als WG-Nachbarn der Salamander-Larven, nicht – dafür eben den drohenden Trockentod vor Augen.

Was man in diesen Gräben bzw. den Restpfützen derzeit auch noch beobachten kann: Molche, Fadenmolche und Bergmolche (eher im Königsforst) und Teichmolche (eher Wahner Heide), die auch schon abgelaicht haben, deren Larven sind aber noch zu klein als dass man sie zu sehen bekäme. Die ausgewachsenen Molche würden, als Lungenatmer, ein Austrocknen im feuchten Schlamm überstehen, die Molchlarven nicht.

Wetterprognose derzeit:

...erkennt man noch reges Leben: Kaulquappen vom Grasfrosch, 23.04.2020
...erkennt man noch reges Leben: Kaulquappen vom Grasfrosch, 23.04.2020
© Justus Siebert
Frühestens Anfang nächster Woche Regen, aber selbst wenn, nur vereinzelte Schauer. Und die werden nicht reichen, um die Gräben und Tümpel aufzufüllen und die Molch- und Salamander-Larven zu retten. Aber jeder Schauer würde eine Erleichterung bringen, mit etwas Glück kann man, bei einem feuchten Nachtspaziergang durch den Königsforst, einem ausgewachsenen Feuersalamander begegnen.

Ein weiterer Stressfaktor für die Tiere: Corona

Nicht, weil sie daran erkranken oder das Virus weiter geben würden. Aber ein Phänomen dieser Tage sind die menschlichen Corona-Flüchtlinge, die anstatt in Cafés oder fernen Urlaubsdomizilen in die heimische Natur vor der Haustür strömen, und das nicht nur auf den vorgesehenen Wegen. Das minimiert nicht nur die Rückzugsmöglichkeiten von Reh, Wildschwein, Fuchs & Co. Auch kleinere Wald- und Heidebewohner sind betroffen, gerade jetzt zur Brutzeit der Vögel. Von denen es gerade in der Wahner Heide auch Bodenbrüter gibt, wie die Heidelerche, die besonders empfindlich auf querfeldein laufende Menschen und Hunde reagieren, die Brut unter Umständen komplett aufgeben. Und dafür muss ein Hund noch nicht einmal gemerkt haben, dass er gerade an einem Nest mit Jungvögeln vorbei gestreunt ist.

Und für die Molche, Kaulquappen und Salamander-Larven in ihren Rest-Pfützen, in denen sie ohnehin schon ums Überleben kämpfen, bedeutet es zusätzlichen Stress, wenn Wuffi hier durchstapft oder ein Schlammbad nimmt.

Was kann man machen?

Die Natur vor der eigenen Haustür genießen und durchstreifen, ja, vielleicht überhaupt jetzt erst kennen und schätzen lernen, gerne, aber bitte auf den vorgesehenen Wegen. Danke auch im Namen der natürlichen Bewohner.

Wer machen will als genießen, wer helfen will, z.B. Tiere retten: Bitte nicht selber machen, ist zum einen offiziell verboten, zum anderen kann man da auch was falsch machen, z.B. Tiere in ungeeignete Gewässer umsetzen. Wir (Bündnis Heideterrasse e.V.) haben in den letzten Tagen bereits in einem Soforthilfe-Programm einige Salamander-Larven umgesiedelt, wer mehr wissen oder mithelfen will, kann sich gerne bei uns melden: info@heideterrasse.net.

Im Königsforst am 30.04.2020, nach der Dürrephase: Salamander-Larven und Kaulquappen

© Justus Siebert

Dünnwalder Wald
Bündnis Heideterrasse e.V.